Krebs - meine Geschichte 04.01.2002


Korrektur zu Seite 22 - Onkologe

Mir wurde mittlerweile so schlecht und ich konnte mich ja nicht bewegen, daß mir schwarz vor Augen wurde. Nachdem der Krebs täglich meinen Hals mehr zubaut, kam ich auf die Idee, daß ich mich gar nicht mehr in meiner Wohnung befinde, sondern tot sein müßte.

Trotzdem schrie ich nach Leibeskräften nach meinem Sohn. Nach - für mich - einer unendlichen Zeitspanne in schwärzester Nacht, ging das Licht an und er stand an meinem Bett. Nachdem er die Situation erkannte und ich merkte, daß ich noch "da" bin, mußte gehandelt werden.
Ein Notarztwagen kam nicht in Betracht, ist ja klar. Also fragte ich Frederic, ob er mir das Knie einrenken könnte. Er war so im Schock, daß er wie eine Salzsäule da stand und sich nicht mal mehr regen konnte. Kurzum ich hielt den Schmerz nicht mehr aus und es mußte etwas geschehen. Somit haute ich mir mein Knie irgendwie mit einer Hand wieder in die bisherige Stelle hinein und schrie erneut vor Schmerzen auf.

Geistesgegenwärtig, was jetzt in letzter Zeit selten vorkommt, machte ich die Binde vom Arm ab und wickelte das Knie, damit die Kniescheibe drin bleiben sollte.

Danach probierten wir beide zu schlafen. Na ja, es gelang mir sogar für 2 Stunden, das wars dann wieder.

Nach 2 Stunden wachte ich wieder vor Schmerzen auf und mir fiel ein, daß ich noch eine elastische Binde aus meiner Karate und Ju-Jutsu Zeit haben muß. Konnte mich irgendwie in den Griff bekommen, zu humpeln und haute mir noch diese Binde auf das Knie.

Aus purer Verzweiflung schrieb ich meinem Mann eine mail. Er reagierte schnell und kam sofort vom Büro zu mir. Zum angegebenen Termin schleifte er mich zum Onkologen. Auf Krücken humpelte ich ein und erklärte die Situation. Der Onkologe war sehr stolz auf mich, daß ich es geschafft hatte mein Knie selbständig einzurenken. Auch er sagte, daß es Schwachsinn sei, sich jetzt noch um so "Kleinigkeiten" zu kümmern.
Soweit ist man als Krebspatient dann schon, daß einem ein Knie nicht mehr irritieren kann.

Die Familie steht uns Krebspatienten leider hilflos gegenüber, denn sie können egal wie, einfach nicht helfen. Somit ist es auch in dieser Situation das Beste, nicht über die täglichen Probleme zu reden. Denn meistens endet die Hilflosigkeit jetzt in Tränen, was mir und meiner Familie nichts nützt.

Daraufhin überprüfte Dr. H. noch, ob ich das Knie richtig "drin" hätte. Gesagt, getan, es war ok und somit ist die Sache "Knie" jetzt für mich erledigt.




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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos